Hochadel

14:42

Im Englischen würde Hochadel 'Mockingbirds' heißen
*euch alle verwirren will*

Weil heute Weihnachten ist, habe ich mich entschieden euch ein kleines Geschenk zu machen ... Ich weiß, für einige ist es keines, aber ich denke es gibt auch leute die sich freuen - hoffendlich.
Es gibt - ganz exklusiv - den Prolog und ein Stück aus dem ersten Kapitel von Hochadel hier zu lesen =D Eure Meinung würde mich interessieren ^^

P R É L U D E

Wir liegen am Boden, geben einen Joint herum und beobachten, wie sich der Rauch unter der Decke sammelt, beschienen von der Maisonne. Leise rauscht der Lärm des Verkehr von unten herauf, eine Fliege stößt monoton gegen das Fenster. Eine schwere Träge, die man sonst nur von Spätsommertagen kennt, liegt über diesem Dienstagnachmittag.
Es ist still, wir nehmen einen Zug vom Joint und geben ihn weiter. Das erste Auto ist zu Schrott gefahren, alle Abenteuer schon mit vierzehn verbraucht, jedes Gift schon gekostet. Die Skandale vom Wochenende sind besprochen, in der Schule gibt es nichts Neues.
„Was ist das Schlimmste, was einem passieren kann?“
Wir schweigen alle. Sehr lange, nur ein leises Ticken der großen Standuhr aus dem Nebenzimmer.
„Diese Langeweile. Diese unproduktive Langeweile. Dienstagnachmittage.“
Wieder wird es ruhig, das tiefe Einatmen, als du an dem Joint ziehst. Langsam hebt sich der Rauch in die Luft, vermischt sich mit dem, der schon dort im Sonnenschein hängt.
„Wird es so weitergehen? Was soll sich schon ändern?“
Eine andere Fliege erwacht zum Leben, beginnt unter dem Luster zu kreisen. Wir folgen ihr mit den Blicken, wie sie immer nur ihre Runden zieht.
„Wir sollten etwas ändern. Wollen wir so alt werden? Joint rauchend und Fliegen beobachtend?“
„Was ist an dieser Langeweile schlecht? Entstehen nicht aus ihr die besten Ideen?“
„Nichts aus dieser. Nicht dienstags.“
„Schhhht. Merkt ihr es nicht? Hier entsteht etwas.“
Es wird noch ruhiger. Der Rauch kräuselt sich leicht, als ein zarter Windhauch durch eines der gekippten Fenster streicht.
„Und was?“
„Etwas verändert sich. Wir wollen etwas verändern.“
„Doch was soll diese Langeweile ändern? Nur wenn man für etwas kämpft, nur wenn man für etwas lebt, kann man etwas verändern. Doch wir haben schon alles, für was andere kämpfen und in dessen Namen andere ihr Leben stellen.“
Wieder wird es ruhig, eine zweite Fliege kommt zu der unterm Luster und zusammen ziehen sie ihre Kreise, wie Planeten, die um eine Sonne kreisen, die kein Licht gibt.
„Vielleicht sollten wir uns ein Hobby suchen?“
„Welches? Irgendwann landen wir dann doch wieder hier, in dieser trägen Langeweile.“
Ein Auto hupt unten auf der Straße, einige Zimmer weiter, geht eine Türe auf und wieder zu. Es wird abermals still.
„Wir könnten eine Band gründen und Musik machen.“
„Wenn es dir hilft …“
Das Summen der Fliegen, das ruhige Atmen, der leise Verkehr. Alles bleibt unverändert ruhig.
„Wir werden nie wieder so jung sein, wie heute. Wir sollten unser Leben nicht mit Dienstagen vergeuden.“
„Und für was willst du leben?“
Die Uhr tickt leise, die Fliege stößt gegens Fenster, wie ein zweiter Sekundenzeiger, Rauch steigt auf und vermischt sich mit der schweren Wolke über uns.
„Ein Leben für den Stil“, sagst du in die Stille hinein.
1. CHAPTER

Die ersten zehn Minuten eines Films, die ersten zehn Seiten eines Buches, die ersten zehn Sekunden eines Liedes. Sie alle entscheiden über Bestehen oder Vergehen, über Aufmerksamkeit oder Vergessenheit. Beginnt man ein Buch zu lesen und die ersten zehn Seiten sind enttäuschend, wird man es weglegen. Sind die ersten zehn Minuten eines Theaterstücks schlecht, wird man sich Interessanterem zuwenden.
Doch was mach nun ein Buch, ein Film, ein Lied besonders? Es braucht wie bei einem Kuchen von allen Zutaten die richtige Menge. Eine Vorahnung, was es mit sich bringen wird, doch den Reiz des Rätsels. Ein wenig Altes, ein wenig Neues. Es muss die Aufmerksamkeit erregen, alles auf sich ziehen, die Umgebung in den Hintergrund rücken.
In einer Schule gibt es verschiedene Gruppen in der Rangordnung. Es sind die ersten zehn Schritte die darüber entscheiden, in welche man eingeordnet wird. Jedes Mal einem Auftritt gleich, der Aufwand, die Aufregung. Wieder alles auf eine Karte setzten, wieder die Rolle spielen, wieder die Masken neu bemalen. Wieder ein neuer Anfang. Wieder ein neues Leben. Wie viele neue Leben haben wir? 


Frohe Weihnachten euch allen!

Bis bald,
Elisabeth

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